Zurück zu On-Premise oder weiter in die Cloud?

Der digitale Wandel hat Unternehmen über Jahre hinweg in Richtung Cloud getrieben – mit Versprechungen von Flexibilität, Skalierbarkeit und geringeren Investitionskosten. Doch in Zeiten wachsender Datenschutzbedenken, steigender Betriebskosten und geopolitischer Unsicherheiten mehren sich Stimmen, die einen kritischen Blick auf diese Entwicklung fordern. Steht womöglich eine Rückbesinnung auf On-Premise-Strategien bevor?

Der Charme der Cloud – und ihre Schattenseiten

Zweifellos haben Cloud-Plattformen wie AWS, Microsoft Azure und Google Cloud den IT-Betrieb revolutioniert. Unternehmen konnten rasch Dienste ausrollen, Innovationen testen und sich global skalieren – ohne eigene Serverlandschaften managen zu müssen. Gerade für Start-ups oder dezentral aufgestellte Organisationen bedeutete die Cloud einen echten Wettbewerbsvorteil.

Doch dieser technologische Komfort hat seinen Preis:

  • Abhängigkeit von Anbietern: Vendor Lock-in erschwert einen späteren Wechsel oder Rückzug.
  • Transparenz und Kontrolle: Datenresidenz, Zugriffskontrollen und Compliance-Anforderungen werden zunehmend komplexer.
  • Kalkulierbarkeit der Kosten: Was als „kostengünstig“ begann, entwickelt sich mit wachsender Nutzung oft zur teuren Dauerlast.
On-Premise: Veraltet oder unterschätztes Comeback?

Die Rückkehr zur lokalen IT-Infrastruktur erlebt derzeit eine stille Renaissance – vor allem in regulierten Branchen, der kritischen Infrastruktur und bei international agierenden Mittelständlern mit ausgeprägter IT-Kompetenz. Gründe dafür sind:

  • Hohe Datensouveränität: Eigene Server bedeuten volle Kontrolle.
  • Planbare Investitionen: Einmalige CAPEX statt schwer vorhersehbare OPEX.
  • Geringere Angriffsfläche: On-Prem-Systeme können abgeschotteter betrieben werden als cloudbasierte Dienste.

Allerdings darf man nicht romantisieren: On-Premise bedeutet gleichzeitig höheren Personalbedarf, komplexere Wartung und größere Investitionen in Security, Backup und Skalierbarkeit.

Hybrid- und Multi-Cloud: Der realistische Mittelweg?

Viele Unternehmen schlagen bereits einen Mittelweg ein: Sie fahren zweigleisig und setzen auf Hybrid-Modelle, bei denen kritische Daten lokal verarbeitet, Standardservices aber aus der Cloud bezogen werden. Oder sie verteilen Lasten auf mehrere Anbieter (Multi-Cloud), um sich unabhängiger zu machen.

Fazit

Die Frage lautet nicht zwingend Cloud oder On-Premise? – sondern: Was passt zur Kultur, den regulatorischen Anforderungen und der strategischen Zielsetzung eines Unternehmens? Die Cloud ist kein Allheilmittel – und On-Premise kein antiquiertes Konzept. Der kluge IT-Verantwortliche wird nicht aus Prinzip, sondern aus Daten und Pragmatismus entscheiden.

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