Vor der Bürgermeisterwahl wurde das geplante Rechenzentrum in Birstein als zukunftsweisendes Projekt und potenzieller Gewinn für die Gemeinde präsentiert. Die Erwartungen waren hoch, das Vorhaben wurde offensiv im Wahlkampf genutzt. Doch nach der erfolgreichen Wahl zeigt sich, die Umsetzung ist mit erheblichen Hürden verbunden und die versprochenen Vorteile sind keineswegs selbstverständlich.
Die jüngsten Beratungen offenbaren zahlreiche Unsicherheiten. So ist weiterhin unklar, ob die Gemeinde tatsächlich von Gewerbesteuereinnahmen profitieren kann, wenn die Betreiber des Rechenzentrums ihren Sitz außerhalb haben. Auch alternative Modelle stehen auf dem Prüfstand, doch die Grundstücksfrage bleibt ungelöst und erschwert die Verhandlungen. Garantiezahlungen als Ausgleich für entgangene Steuereinnahmen erscheinen rechtlich kaum umsetzbar.
Ein weiteres Modell sieht die Einrichtung eines Klimafonds vor, der für öffentliche Gebäude genutzt werden könnte. Die Finanzierung und die konkrete Ausgestaltung sind jedoch noch offen. Die Gemeinde prüft zudem, wie die Abwärme des Rechenzentrums sinnvoll genutzt werden kann – etwa durch eine Einbindung in bestehende oder geplante Nahwärmesysteme.
Gerade hier könnten sich Synergien mit den aktuellen Bemühungen der IG Nahwärme ergeben. Die Arbeitsgruppe, die nun gegründet wird, soll gezielt untersuchen, wie das Rechenzentrum zur Stärkung lokaler Energieprojekte beitragen kann und sollte auch prüfen inwieweit eine Zusammenarbeit mit der IG Nahwärme möglich ist. Innovative Ansätze und neue Argumentationslinien sind gefragt, denn bislang hat keine vergleichbare Kommune Modelle umgesetzt, die eine Kompensation der überschüssigen Wärme über Klimafonds in öffentliche Gebäude investieren lässt.
Was vor der Wahl als klare Erfolgsgeschichte verkauft wurde, entpuppt sich nun als komplexes Puzzle. Die Gemeinde steht vor der Aufgabe, aus dem einstigen Wahlkampfthema einen echten Mehrwert für Birstein zu schaffen – und muss dabei viele offene Fragen klären.